Donnerstag, 8. Dezember 2005

1.1.1.1.2.1: Post-it

Auf den vergilbten Post-It-Zetteln standen verschiedene, zum Teil seltsame Namen und Telefonnummern: Benno 0531-391917, Schuhu 0531-391920, Adelheid 0531-391929, Adelbert 0531-391919, Esther Silberflug 0531-391924, Ulla Hermes 0531-391-912, Ameriella 0531-391921, Jacques 0531-391916, Rotkäppchen 0531-391281, Fisch 0531-391930. Ihm fiel auf, dass alle Nummern ähnlich waren, und aus einer anderen Stadt (er wusste aber nicht, welche, und ein Vorwahlnummern-Verzeichnis konnte er nirgends herumliegen sehen). Ausserdem begannen alle Nummern gleich. Was sollte das bedeuten? Er nahm den Hörer ab, hörte tatsächlich ein Freizeichen (und wunderte sich erst später darüber, dass er überhaupt eines hörte) und wählte aufs geradewohl eine der Nummern. »dü-da-dü: kein Anschluss unter dieser Nummer« säuselte eine verführerische Stimme, die ihm irgendwie bekannt vorkam.

D.1: Der Trambahnfahrer

Der Trambahnfahrer hatte bemerkt, dass seine beiden Fahrgäste miteinander Kontakt aufgenommen hatten: im Rückspiegel konnte er sehen, wie der, der zuerst eingestiegen war und weiter vorne gesessen hatte, sich mit einem Mal umgedreht und den anderen, weiter hinten sitzenden, bemerkt hatte. Er sah, wie der Mann aufstand und nach hinten ging. Verdammt! das hätte nie geschehen dürfen! Der Trambahnfahrer legte eine Vollbremsung hin, so dass die beiden Fahrgäste durch den Wagen geschleudert wurden und Angst haben mussten, sich alle Rippen zu brechen. Als die Bahn stand, öffnete er die vorderste Tür, zog dann den goldenen Schlüssel ab, sprang aus der Bahn, breitete die Arme aus und flog davon …

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1.1.1.1.2: Im Haus

Er stieg aus dem Wasser, hielt vergebens nach seinem Hut Ausschau und ging zu dem Haus. Der Schlüssel passte – Ulrich stieß die Tür auf und trat ein.

Vergilbte Vorhänge ließen nur wenig Licht einfallen. Es gab keine Möbel. Rasch durchschritt er die Räume; es waren neunzehn an der Zahl: alle leer. Und in jedem stand eine übelriechende Wolke von kaltem Rauch.

Im letzten Raum hing ein großer Spiegel, völlig eingestaubt. Daneben ein schwarzes, altmodisches Wandtelefon, welches komplett mit – einst bunten – Post-It-Zetteln beklebt war.

1.3.2.1.1: Schuhu, Schuhu!

Als er bald oben war und die Eule sah, dass er an sie wollte, auch von der Menge und dem Geschrei des Volkes verwirrt war und nicht wusste, wo hinaus, so verdrehte sie die Augen, sträubte die Federn, öffnete die Flügel, gnappte mit dem Schnabel und ließ ihr Schuhu, Schuhu mit rauher Stimme hören.

»Stoß zu!« rief die wackere Menge draußen dem tapferen Helden zu.

»Wer hier stände, wo ich stehe«, antwortete er, »der würde nicht ›stoß zu‹ rufen.« Er setzte zwar den Fuß noch eine Staffel höher, dann aber fing er an zu zittern und machte sich halb ohnmächtig auf den Rückweg.

1.1.3.1.1.1.2 + A.1 = D: Irritationen

Er rieb sich die Augen, doch das änderte nichts daran, dass aus hellichtem Tage finstere Nacht geworden war. Die Welt auf der anderen Seite des Fensters schien ihm seltsam vertraut, obwohl er sich sicher war, dass dies nicht die Stadt war in der er lebte. Irgendetwas hatte sich verändert. War die Tram jetzt nicht schon zum dritten mal um die selbe Straßenecke gebogen? Renatus konnte nur Schemen erkennen, als er aus dem Fenster blickte. Die Straßen waren vollkommen leer. Er befand sich offenbar in einer Vorstadtgegend. Alte Industriegebäude zogen am Fenster vorbei. Verladekräne wie an einem Binnenhafen ragten gespenstisch in den Himmel empor. Der Dämmerung nach zu urteilen war es die Stunde vor Sonnenaufgang.
Plötzlich erblickte Renatus zwei Gestalten, die an einer Tramhaltestelle vor einer Mauer standen. Die Bahn hielt jedoch nicht. Waren das nicht Mandy und Sandy, die Zwillinge aus der 10a, die immer etwas kränklich und blutleer wirkten? Doch aufgrund ihrer seltsamen Kleidung konnte er sich nicht sicher sein. Als er sich nochmals umwandte, bemerkte er, dass er nicht allein im Tramwagen war.

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Nonlineare Texte

Typoseminar HBK Braunschweig

Fotos von der Ausstellung

Diese Flickr-Tafel zeigt Bilder aus dem Set Contrafumo.

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Rundgang Juli 2006.
Fotos © Ulrike Stoltz, Florian Hardwig

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