Montag, 12. Dezember 2005

1.1.1.2.1.1 + 1.1.1.1.2.1.1.1.1 + D.1.1.1 = E: La Donna arrabbiata

Donna Theresa war außer sich: »Giacomo! Wie lange brauchst Du denn noch!?« Sie rüttelte an der Badezimmertür. Das war mal wieder tipico! Ihr Sohn stand unter der Dusche und träumte. Buono a nulla! Und ihre Nikotinpflaster, die sie jetzt so dringend benötigte, lagen – naturalmente – in der stanza da bagno. Herrisch stampfte sie zurück in den Salon. Wo blieb Esther? Und warum meldete Urs sich nicht? Maledizione! Questi uccelli svizzeri!

In ihrem Temperament bemerkte sie gar nicht, dass an der großes Überwachungskonsole ein einzelnes Lämpchen zu blinken begonnen hatte.

1.2.3.1.1.1.1.1: Nachricht von U.

Er sah eine Gestalt, die aus dem Unterholz auf ihn zu stapfte. Es war ein sonderlicher alter Mann mit goldenen Flügeln, einem wabbeligen weißen Bauch und Augen, vor denen die Sonne in Ohnmacht fällt.

»Wie ist dein Name, Kid?« »Benno«, sagte Benno entgeistert. »Okay Buddy, dann hab ich hier was für dich.« Der seltsame Kerl kramte in einer abgenutzten dunklen Ledertasche und zog zwischen einigen leeren Bierdosen ein zerknittertes Kuvert aus grünlichem Papier hervor. »Nichts für ungut Kumpel.«, brummte der Mann, trank noch den letzten Bierrest aus einer verbeulten Dose und zog laut rülpsend von dannen.

Benno riss den Umschlag auf und entfaltete das Papier. Dort stand in karolingischer Minuskel:
don’t panic!
gezeichnet: u.

1.1.1.1.2.1.1.1: Abwärts

Die Krähe pickte nervös am Spiegel. Als Ulrich sich diesen genauer besah, bemerkte er eine vage Transparenz im Glas, doch er konnte nichts genaueres erkennen. Er versuchte, den Spiegel zur Seite zu hieven. »Zapperlot!« entfuhr es ihm.
Hinter dem alten Spiegel befand sich eine hölzerne Schiebetür mit einem grünen Knopf, den er sodann drückte. Ein schrilles Klingeln ertönte und die Tür öffnete sich. Hinter der Tür lag ein sehr enger Raum (mit schwerem Eichenfurnier verkleidet), der einer Fahrstuhlkabine nicht unähnlich war. Eine Reihe Tasten war an der Wand angebracht, die eine Kombination aus Zahlen und Buchstaben zierte (ähnlich wie bei einem Schachbrett). Ulrich, nicht blöde, sah auf seinen Zettel und drückte folgende Tasten: B1, M2, L3, A4, E4.
Mit einem lauten RUMMS schlug die Schiebetür zu und die Kabine setzte sich in Bewegung (abwärts!).
Minuten vergingen, bis der Fahrstuhl wieder stoppte. Ulrich drückte auf Apfel-O und die hölzernen Türen schoben sich langsam quietschend auf.

Ein langer dunkler Gang oder Flur lag vor ihm, und nur ein kleines zuckendes Deckenlicht schien gegen die Dunkelheit anzukämpfen. Die roten Textiltapeten und ein langer roter Samtteppich kündeten vom Pomp längst vergangener Tage. Ein schwerer süßlicher Geruch kroch den Flur entlang.

RAUCHEN VERBOTEN! stand in geschwungener Schrift auf einem Messingschild. »…contrafumo…« ging es Ulrich durch den Kopf. Er folgte den grünleuchtenden EXITschildern, bis der Korridor an einem Vorhang endete. Alsdann nahm er all seinen Mut zusammen und riss den schweren Vorhang beiseite. Eine Flügeltür mit einem eisernen Eulenkopf als Knauf! Er rüttelte daran, doch die Tür schien verschlossen. Da fiel sein Blick auf ein gläsernes Kästchen, das an der Wand angebracht war. Ein goldenes Schlüsselchen glänzte darin im fahlen Schein der Notbeleuchtung.

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Nonlineare Texte

Typoseminar HBK Braunschweig

Fotos von der Ausstellung

Diese Flickr-Tafel zeigt Bilder aus dem Set Contrafumo.

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Rundgang Juli 2006.
Fotos © Ulrike Stoltz, Florian Hardwig

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