Die Krähe pickte nervös am Spiegel. Als Ulrich sich diesen genauer besah, bemerkte er eine vage Transparenz im Glas, doch er konnte nichts genaueres erkennen. Er versuchte, den Spiegel zur Seite zu hieven. »Zapperlot!« entfuhr es ihm.
Hinter dem alten Spiegel befand sich eine hölzerne Schiebetür mit einem grünen Knopf, den er sodann drückte. Ein schrilles Klingeln ertönte und die Tür öffnete sich. Hinter der Tür lag ein sehr enger Raum (mit schwerem Eichenfurnier verkleidet), der einer Fahrstuhlkabine nicht unähnlich war. Eine Reihe Tasten war an der Wand angebracht, die eine Kombination aus Zahlen und Buchstaben zierte (ähnlich wie bei einem Schachbrett). Ulrich, nicht blöde, sah auf seinen Zettel und drückte folgende Tasten: B1, M2, L3, A4, E4.
Mit einem lauten
RUMMS schlug die Schiebetür zu und die Kabine setzte sich in Bewegung (abwärts!).
Minuten vergingen, bis der Fahrstuhl wieder stoppte. Ulrich drückte auf Apfel-O und die hölzernen Türen schoben sich langsam quietschend auf.
Ein langer dunkler Gang oder Flur lag vor ihm, und nur ein kleines zuckendes Deckenlicht schien gegen die Dunkelheit anzukämpfen. Die roten Textiltapeten und ein langer roter Samtteppich kündeten vom Pomp längst vergangener Tage. Ein schwerer süßlicher Geruch kroch den Flur entlang.
RAUCHEN VERBOTEN! stand in geschwungener Schrift auf einem Messingschild. »…contrafumo…« ging es Ulrich durch den Kopf. Er folgte den grünleuchtenden
EXITschildern, bis der Korridor an einem Vorhang endete. Alsdann nahm er all seinen Mut zusammen und riss den schweren Vorhang beiseite. Eine Flügeltür mit einem eisernen Eulenkopf als Knauf! Er rüttelte daran, doch die Tür schien verschlossen. Da fiel sein Blick auf ein gläsernes Kästchen, das an der Wand angebracht war. Ein goldenes Schlüsselchen glänzte darin im fahlen Schein der Notbeleuchtung.
Tobias Maring - 12. Dez, 00:33