Montag, 5. Dezember 2005

1.2.2.1.1: die Melodie

Die Melodie schien sich für einen Moment zu verlieren, das Licht sich ein wenig abzuschwächen, so dass er einen Moment innehalten konnte. Er war doch eigentlich ein sehr rationaler Mensch – von Geistern und allerlei Spuk hatte er noch nie etwas gehalten, es immer als Geschichten und Effekthascherei abgetan. Er merkte, dass er zu zweifeln anfing und doch konnte er sich die Sehnsucht, die durch die Melodie ausgelöst wurde nicht erklären. Was war hier los? Plötzlich fielen ihm die Berichte von Sirenen oder Waldgeistern ein, von ihm natürlich stets als naiv und kindlich belächelt, die in die Unterwelt zu locken vermochten.

»Achtung! Du läufst in eine Falle!« schien ihn etwas tief in ihm zu warnen.
»Ach was! Das war alles nur Einbildung!« antwortete er.

Inzwischen vernahm er kein einziges Geräusch mehr. Der Wald hatte alle Übersinnlichkeit verloren. Schon wollte er sich wieder umdrehen, als sein Blick plötzlich wieder auf das rote Etwas fiel. Indem er es ansah, durchfuhr in wieder ein leises Schauern und er wurde wieder tief in einen übermenschlichen Rausch hineingesogen.

1.1.1.3: Ameriella

Er tat ein paar kräftige Züge, um mehr Fahrt zu bekommen. Doch gerade als er glaubte, den Schlüssel mit den Fingern zu fassen zu kriegen, hielt ihn etwas an seinem linken Fuß fest.

Als er sich umschaute, sah er mehrere Wassermenschen, die ihn erbost anblitzen. »Was in unser Reich gelangt, gehört uns!« sprach der Anführer, der immer noch seinen Fuß festhielt. Magnus bemühte sich etwas zu erwidern, es gelang ihm jedoch nicht. Jetzt wurde auch sein Atem knapp und er versuchte sich aus dem festen Griff zu befreien, um wieder an die Oberfläche schwimmen zu können. »Wenn du versprichst, nie wieder unser Reich zu betreten, geben wir dir Geleit an die Oberfläche. Dir wird nichts geschehen.« Magnus nickte heftig. Was blieb ihm auch anderes übrig? Und jetzt, da er eingewilligt hatte, sah ihn eine Meerjungfrau mit langem goldenem Haar freundlich an, kam näher und schenkte ihm Luft. Er war wie benommen – sie war so wunderschön! Sie nahm seine Hand und half ihm nach oben. Die anderen Wassermenschen waren verschwunden. »Mein Name ist Ameriella und du musst Magnus sein. Ich wünsche dir ein schönes Leben. Geh, es ist Zeit.« Er sah das Licht auf der Wasseroberfläche tanzen. Ja, das war es wohl. Sie gab ihm einen letzten Kuss auf die Wange und schwamm wieder an den Meeresgrund. Magnus nahm seine schwindenden Kräfte zusammen und stieß sich ins Freie.

Er holte tief Luft und fühlte, wie sich seine Lungen mit Sauerstoff füllten. Allmählich jedoch drang die Melancholie in sein Herz. »Ameriella!« Sie war zu schön, um wahr zu sein. Doch woher kannte sie seinen Namen?

1.2.2.1: das seltsame Licht

Panik ergriff ihn. Er wollte weglaufen. Aber wohin? Er dreht sich wie ein Wahnsinniger im Kreis, suchte und suchte, aber konnte nichts entdecken. Ihm war schwindelig und schlecht. Sterne tanzten vor seinen Augen und er kniete nieder.

Und dort war es wieder, direkt vor seinen Augen, dieses rote Etwas. Es begann zu hüpfen. Er traute seinen Augen nicht, zwinkerte ein paar Mal und schaute genauer hin. Jetzt hörte er auch wieder die Melodie von vorhin, nur klang sie diesmal wunderschön. Sie rief ihn in den Wald und auch das rote Etwas begann ihn zu geleiten.

So folgte er den beiden. Weit hinten im Wald erkannte er ein helles freundliches Licht und eine feenartige Gestalt, die ihm zu winken schien.

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Typoseminar HBK Braunschweig

Fotos von der Ausstellung

Diese Flickr-Tafel zeigt Bilder aus dem Set Contrafumo.

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Rundgang Juli 2006.
Fotos © Ulrike Stoltz, Florian Hardwig

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