Dienstag, 1. August 2006

Fotos von der Ausstellung

Die Ergebnisse unseres Typografie-Seminars »Nonlineares Lesen in Büchern« bei Prof. Ulrike Stoltz wurden Ende Juli im Rahmen des Rundgangs an der HBK Braunschweig ausgestellt. Verantwortlich für die Ausstellungsgestaltung zeichnet Maren Meßmer. Ulrike Stoltz, Maren Meßmer und Florian Hardwig haben Fotos von der Ausstellung gemacht, die auch als Diashow zu sehen sind.

Sonntag, 18. Juni 2006

Das Seminar

Im Sommersemester ’05 beschäftigte ich mich im Rahmen eines Forschungssemesters mit dem Themenkomplex Nicht-Lineares Lesen in Büchern. Im anschließenden Wintersemester ’05/’06 brachte ich das Thema im Rahmen eines Fachseminars Typografie für Fortgeschrittene in den Unterricht ein. Das Seminar wurde von Studierenden der Fachrichtungen Kommunikationsdesign, Industrial Design und Freie Kunst belegt.

Wir beschäftigten uns dort mit verschiedenen Aspekten, untersuchten Beispiele bereits existierender Bücher auf ihre Linearität bzw. Nicht-Linearität. Um entsprechendes, also nicht-lineares Ausgangsmaterial zu haben, begannen wir, gemeinsam eine nicht-lineare Geschichte zu schreiben.

Die TeilnehmerInnen

  • Manuela Büchting
  • Cesalie von Dungern
  • Anemone Färber
  • Florian Hardwig
  • Tobias Maring
  • Maren Meßmer
  • Franziska Nast
  • Yannick Rudolph
  • Nina Schütte
  • Ulrike Stoltz
  • Giselind von Wurmb

Gemeinsam eine Geschichte schreiben

Maren Meßmer gab als gemeinsamen Ausgangspunkt den Anfang eines Grimmschen Märchens vor. Es gab weiter keine mündlichen Absprachen oder inhaltlichen Vorgaben.

Wir nutzten zunächst die Form des Weblogs, um den Überblick zu behalten, um das gemeinsame Weiterschreiben für uns möglichst einfach und übersichtlich zu gestalten und damit jeder von uns zu jeder Zeit daran weiterschreiben konnte.

Grundsätzlich gingen wir so vor, dass jede/r die Möglichkeit hatte, von jedem Punkt der Geschichte aus weiterzuschreiben. Ohne weitere Diskussion ergab es sich, dass die kompletten Einträge als geschlossene Punkte gesehen und nicht in sich noch weiter zerstückelt wurden (was theoretisch jedoch auch möglich gewesen wäre).

Man konnte durchaus zu einem weiter fortgeschrittenen Zeitpunkt bereits länger zurückliegende Absätze aufgreifen und weiterentwickeln. So entstanden im Laufe der Zeit verschiedene Erzählstränge, die sich unterschiedlich verzweigten.

Die Orientierung beim Schreiben

Wie macht man deutlich, welchen Absatz man fortsetzen will? Zur internen Orientierung verwendete Florian Hardwig, der den Weblog verwaltete, zunächst Ziffern. Dabei war die 1 der Ausgangspunkt; 1.1 bzw. 1.2 oder 1.3 und 1.4 standen für die ersten vier Verzweigungen. Dementsprechend knüpfte 1.1.1 an den ersten Strang an, 1.2.1 an den zweiten, usw. Jede weitere Ziffer stand für die nächste «Runde» bzw. «Generation» von Abschnitt.

Wir bemerkten bald selbst, dass diese Darstellung zwar eindeutig und übersichtlich war, die Länge der Ziffernfolgen jedoch ab einer bestimmten Länge durchaus unübersichtlich wurde.

Interne, undeklarierte «Verlinkung»

Unabhängig von der Verknüpfung durch die Ziffern war bald klar, dass man auch durch die Inhalte selbst die verschiedenen Erzählstränge miteinander verknüpfen konnte: so taucht etwas Grünes oder etwas Rotes in verschiedenen der Geschichten auf und manifestiert sich dort in unterschiedlichster Weise. Die Schreibenden inspirieren sich gegenseitig.

«Schikanen» einbauen

Erschwerend kam hinzu, dass irgendwann jemand von uns anfing, verschiedene Stränge, die so aussahen, als wären sie schon recht weit auseinander gelaufen, durch eine entsprechend phantasievoll geschriebene Fortsetzung doch wieder miteinander zu verknüpfen. Das drohte die Orientierung anhand der Ziffern zu sprengen; es wurden nun Buchstaben eingeführt, was zwar logisch war, aber die Sache nicht unbedingt handhabbarer machte.

Die Darstellung

Der große Enthusiasmus, mit dem wir alle an das Schreiben der Geschichte herangegangen waren, schien sich im nicht-linearen Dickicht zu verlieren und verlagerte sich folgerichtig auf die Frage: wie könnten wir die Struktur noch anders als durch Ziffern darstellen?

Natürlich stand dahinter auch die Frage: lässt sich diese Geschichte in eine Buchform bringen und wie könnte das aussehen?

Ebenso wichtig war die Visualisierung als solche, und es entstanden unterschiedliche Varianten von Diagrammen und verschiedenste Idee für dreidimensionale Objekte. Dabei war es faszinierend zu beobachten, wie häufig eine Idee die nächste geradezu hervorrief und inspirierte: auch dies eine Variante des Themas Nicht-Linearität.

Die Ergebnisse zeigten wir in einer Ausstellung zum Rundgang 2006.

Den Überblick behalten

In der Darstellungsphase kam die Frage nach der Distanz ins Blickfeld:
Je weiter ich entfernt bin, desto klarer ist der Überblick, desto weniger weiß ich, was sich hinter den einzelnen «Knoten» verbirgt.
Je näher ich dran bin, je mehr ich mich auf die Geschichte selbst einlasse, um so weniger Überblick habe ich, um so stärker verliere ich mich im Gestrüpp.

Einige Fragen

Soll die Darstellung der Struktur unbedingt der Chronologie des Schreibens folgen?
Ist die Reihenfolge des Aufschreibens notwendigerweise auch die Reihenfolge der Ereignisse in der Geschichte?
Wieviel Stringenz braucht eine Geschichte?
Wieviel muss davon ausgesprochen werden?
Wieviel kann angedeutet sein?
Wieviel kann man auch weglassen im Vertrauen darauf, dass die LeserInnen ja mitdenken?
Sind die Bezugspunkte und Verzweigungen in einer Geschichte nur die, die wir bewusst setzen?
Oder entwickelt nicht jede Geschichte beim Schreiben ihre eigene Dynamik?
Wie lassen sich interne «Links», die sozusagen zusätzlich zu den von uns absichtlich gesetzten Abzweigungen dazu kommen, in die Visualisierung der Struktur integrieren? Müssen alle Ebenen von Nicht-Linearität, die in der Geschichte enthalten sind, in der Visualisierung ihrer Struktur mit abgebildet werden?
Oder ist es zugunsten des Überblicks und der Klarheit nicht eher sinnvoll, sich auf einen oder wenige Aspekte zu beschränken?

Das Ergebnis

Das Semester erwies sich als viel zu kurz, um in unserer nicht-linearen Vorgehensweise zu einem in gewisser Weise abgerundeten Ende zu kommen. Es entstanden Bücher, Grafiken, Karten und Skulpturen. Neben den ausgearbeiteten Endprodukten sind die Skizzen mindestens ebenso interessant, geben sie doch einen Einblick in die jeweiligen Denkprozess.
Ich freue mich sehr, dass wirklich alle TeilnehmerInnen unabhängig von regelmäßigen Treffen an ihrer je eigenen Visualisierungs-Idee weitergearbeitet haben, so dass wir nun zum Ende des Sommersemesters 2006 die Resultate unserer Arbeit in einer kleinen Ausstellung im Rahmen des Rundgangs präsentieren konnten.

Danke

Ich danke allen Seminar-TeilnehmerInnen für ihre Begeisterung, mit der sie sich auf das Thema einließen, und für ihre Gedanken, Überlegungen und konkret umgesetzten Beiträge. Sie haben das Seminar für mich zu einer der spannendsten Erfahrungen meiner bisherigen Unterrichtstätigkeit werden lassen.

Donnerstag, 8. Juni 2006

GAM3R 7H30RY

Ein weiteres interessantes Projekt namens GAM3R 7H30RY:
»GAM3R 7H30RY 1.1 is a networked book. The Institute for the Future of the Book created this project to investigate new approaches to writing in the networked environment, and to see what happens when authors and readers are brought into conversation over an evolving text.«

Freitag, 5. Mai 2006

Erneutes Treffen am 31. Mai?

US schreibt:
hallo alle,
ich bin schon von einigen angesprochen worden und mach jetzt mal terminvorschläge für ein treffen:
da ich einigermaßen ausgebucht bin in nächster zeit und wir alle vielleicht auch ein bisschen vorlauf brauchen, schlage ich vor:
mittwoch, 31. mai
nachmittags oder auch gegen abend (je nach allgemeiner terminlage, bitte bei antworten an alle antworten!)

wie sich sicher rumgesprochen hat, wird es die "märchen"ausstellung, die maren meßmer angedacht hatte zu machen, nicht geben. daher werden wir auch unsere verzweigte geschichte in diesem zusammenhang nicht ausstellen können.

ich würde daher gerne mit Ihnen besprechen, wie so das allseitige interesse daran wäre, das ganze vielleicht im rahmen des rundgangs zu präsentieren? (was natürlich heissen würde, so einiges bis dahin dann auch fertig zu haben und wir müssten gemeinsam überlegen, wie wie das organisieren und wer was dazu beitragen kann.)

denken Sie drüber nach, am 31.5. können wir dann alles in ruhe besprechen.
[…]
p.s.
ich hab das diagramm gehäkelt. eine zweite version ist in vorbereitung ...
Manu kann erst ab 18:30 Uhr, Maren schon ab 12:30 Uhr und Nina ab 15 Uhr. Tobi ist dabei, Anemone auch, Florian ebenso.

Dienstag, 4. April 2006

Internet, visualisiert

Ein weiteres, eindrucksvolles Beispiel für ›Visual Complexity‹:

»Diese Karte [pdf, 1.1mb] wurde von der Firma Lumeta im Auftrag von CIO Magazine erstellt. Die Grafik zeigt die kürzesten Netzwerk-Routen von einem Testrechner bei Lumeta zu jedem der 320.000 registrierten Subnetze im Internet. Die verschiedenen Farben illustrieren, welche Teile des Netzes zu welchem der grössten weltweiten Internet-Anbieter gehören.«
von Neuerdings.com

Dienstag, 28. Februar 2006

Anagramme im ÖPNV

Seit einiger Zeit kursieren im Web verschiedene U/S-Bahn-Pläne, bei denen alle Stationsnamen durch Anagramme derselben ersetzt wurden – nonlineare Typo par excellence, würd’ ich sagen!

Hier eine Übersicht bei boingboing, von der aus es dann auf die Einzelpläne geht.

Beispiele:

Und, wer wagt sich an Braunschweig ran?

Mittwoch, 15. Februar 2006

Toni: Input

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Nonlineare Texte

Typoseminar HBK Braunschweig

Fotos von der Ausstellung

Diese Flickr-Tafel zeigt Bilder aus dem Set Contrafumo.

Flickr-Diashow starten

Rundgang Juli 2006.
Fotos © Ulrike Stoltz, Florian Hardwig

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